"Pro KG Körpergewicht ein KM!" oder "Altert man beim Traillaufen?"

Erschöpft im Ziel!

… das sind die Gedanken, die unserem Teamchef nach dem Schwarzach Ultra so durch den Kopf gehen ...

Ein authetischer Nachbericht von Sepp Gruber in "Ich-Form" über ein überwältigendes Trailwochenende im Pongau mit:

  • einem 1. Platz für das 4er-Team in der Gesamtwertung (yeah!)
  • einem 9. Platz für Sepp in der Ultrawertung (3 Lungauer in den Top 9)
  • einer vernünftigen Entscheidung von Paul Plumer, sich über 47km zu freuen

Aber bevor die Geschichte beginnt ein GROSSES DANKE an Fredl Zitzenbacher und sein gesamtes Team für diese Veranstaltung, ein Lauf mit Herz und Hirn, von einem Trailläufer für Trailläufer ... und mit einer enorm anstrengenden Streckenführung!

Danke auch an WU und Klaus für die herrlichen Bilder! laughingcool

 

Ultra-Premiere beim Schwarzach Ultra - eine Strecke von 84km und 5000 bringt viele Fragen mit sich!

"Vorne weg: Ja, ich bin gealtert und ich habe ein paar graue Haare mehr, aber das war es wert!

Keine Ahnung wie lange ich brauchen würde, wie´s mir mit der Ernährung geht und wie ich das Material einsetzen würde. Nervös war ich wie vor meiner ersten Triathlon-Langdistanz. Aber - nach all den Jahren des Ausdauersports kenne ich meinen Körper wirklich sehr gut und weiß was ich brauche. Außerdem war ich mental 100%ig richtig eingestellt. Somit konnte das Abenteuer nur positiv ausgehen.

Untergebracht im Metzgerwirt in St. Veit im Pongau habe ich gut geschlafen, die Ausrüstung akriebisch vorbereitet, perfekt gefrühstückt und fuhr mit meiner Frau Elfi, die mich den ganzen Tag perfekt betreute, um kurz nach 4 Uhr zum Start. Dort erwartete uns der Segen des Pfarrers, die Materialkontrolle - alles war sehr ruhig und entspannt. Um 5 Uhr stellten wir uns an die Startlinie und schon ging das Abenteuer los!

Zum Glück war es auf dem Großteil der ersten Runde nebelig bzw. bewölkt, das kam mir sehr entgegen - bei Hitze hätte der Rennverlauf anders ausgesehen. Gleich nach den ersten Kilometern stellten sich kleine Wehwehchen ein: ein Ziehen in der linken Leiste, ein Drücken im Sprunggelenk und der Mittelfuß machte sich auch bemerkbar. Aber egal, nur keine große Aufmerksamkeit schenken und auf den "Flow" konzentrieren ... und schon waren die negativen Gedanken weg (wirklich!).

Bei der ersten Labestation habe ich an Georg, dem zweiten Läufer unserer Staffel übergeben. Er wartete schon ungeduldig auf mich, mehr darüber dann später. Kurz danach musste ich mich in die Büsche verdrücken, um extra "Proviant" loszuwerden. Das hat mir zwar etwas Zeit "gekostet", dafür lief es danach umso besser. Das Gelände "flog" sprichwörtlich an mir vorbei, die Umgebung habe ich ehrlich gesagt gar nicht so wahrgenommen, weil ich voll "bei mir" war. Gefallen hat mir, dass wir immer das Gipfelkreuz entweder berührt haben oder umlaufen sind - das ist symbolhaft für die gesamte Veranstaltung.

Die nächsten Labestationen passierte ich ohne Probleme, das Personal füllte meine Flaschen und half mir wirklich sehr weiter und mit gefüllten Speichern und Taschen ging es wieder weiter. Der Downhill hinunter nach St. Veit und Schwarzach war echt "heavy", denn der Asphaltanteil ist nicht zu unterschätzen. Schließlich mussten die Beine geschont werden für die zweite Runde. Kurz vor dem Eintreffen in Schwarzach rief ich Elfi an, sie möge bitte eine Nadel organisieren, denn die Blase auf der rechten Fußsohle war immer störender geworden!

"Halbzeit in Schwarzach", Fredl fragte, ob ich nicht doch ins Ziel einbiegen möchte ... "no way" - heute werden 5 Punkte gemacht. Bei der Labestation habe ich mir wieder viel Zeit gelassen (= 5 Minuten): Füße trocknen und Blase aufstechen, Socken und Schuhe wechseln, Magnesium trinken und weiter geht´s. Beim anschließenden Asphaltstück bis KM54 habe ich die Hitze wieder voll abbekommen, aber interessanter Weise konnte ich immer noch gut laufen. Leider gab´s es bei dieser Labe keine Gels, was meinem "Kohlehydratmanagement" einen starken Seitenhieb gegeben hat.

Dieser Anstieg - ich sage es euch - war höllisch: über 1000 Höhenmeter auf etwas mehr als 3 Kilometer, also durchschnittlich 30% Steigung! Dafür brauchte ich 1h25min. Oben angekommen - komplett energielos - wurde ich in einer Hütte mit einem Cola-Gel versorgt und ich habe mich einfach nur mal "ausgesprochen". Keine Ahnung was ich erzählt habe, aber 8 Minuten lang bin ich mal meine Sorgen losgeworden. Dann habe ich wieder Motivation gefunden und bin nach einem kurzen Schüttelfrost wieder weitergelaufen.

Da sah ich schon Roland Durmic über die Kuppe daherlaufen, er hatte einen Rückstand auf etwa 3 Minuten reduziert. Wir haben uns über die gesamte Strecke gepusht, einmal war er vorne, einmal ich. Aber sein "Erscheinen" motivierte mich wieder. Oben auf dem Plateau kam ich wieder in den Laufschritt, umlief Gipfel um Gipel und passierte beim Retourlaufen Haßeck sicherlich acht meiner "Verfolger". Ich wusste nun: "Die sind mir auf den Fersen!" Bergab konnte ich wieder gut andrücken und baute meinen Vorsprung wieder aus. Bei den Labestationen konnte ich wieder meine Speicher füllen, war dankbar für einen kurzen Wortwechsel und ...

... sah dann die zweite "Wand" hinauf auf das Heukareck. Wenn ich die Energie zum "Fredl verwünschen" gehabt hätte, dann hätte ich es wahrscheinlich getan. Aber egal, es mussten ja alle rauf - so auch ich. Immer wieder schaute ich retour, ob einer meiner Verfolger daher kam ... zum Glück negativ! Oben am Gipfel dann die Worte der Kontrollposten: "Du hast es geschafft - 5000 Höhenmeter!" Unglaublich, wieder ... wenn ich Energie zum Freudenschrei gehabt hätte, dann hätte man diesen sogar in Schwarzach gehört. Ich blieb voll bei der Sache, wünschte den Leuten am Gipfel noch einen schönen Tag (was sich nicht bewahrheitete, denn Sturm und Hagel verhinderten dies), packte die Stöcke ein und lief einfach - wirklich wie wenn nichts gewesen wäre - hintunter ... von nun an geht´s nach Hause!

Aber der Abstieg wurde immer, immer steiler! Hinunter zur Labestation war´s einfach nur mehr sausteil! Bei der Labe angekommen befreite ich meine Schuhe von kleinen Steinen, versicherte mich über meinen ausreichenden Vorsprung und lief konstant im flotten Schritt den Forstweg hinunter. Auf den letzten Asphalt-Kilometern zurück nach Schwarzach konnte ich nochmal solide 11km/h laufen - für mich unglaublich. Dann hörte ich schon Fredl mich auf dem Hauptplatz ankündigen und der Rest war "just unbelievable"! Ich kann´s jetzt noch immer nicht glauben, dass ich diese Strecke trotz der "Problemchen" so gut laufen konnte. Und dann noch dazu ein 9. Platz - einfach mega. Danke für dieses 11-Stunden-und-53-Minuten-Erlebnis!

Glücklich im Ziel!

Mit der Staffel den 1. Platz in der Gesamtwertung erlaufen!

Mit Sepp als Startläufer, habt unsere Staffel einen 6-Minuten-Rückstand, nach der ersten Staffelübergabe gut machen müssen. Aber mit unserer Maschine Georg Inselsbacher war das überhaupt kein Problem. Innerhalb von wenigen Minuten übernahm er die Führung in der Staffelwertung und machte schließlich Jagd auf die schnellsten Einteilläufer von 47er und 84er. Georg flog förmlich über die Berge und übergabe mit einem deutlichen Vorsprung!

Georg beim zweiten Abschnitt!

Im dritten Abschnitt baute Wolfgang Aigner unsere Führung immer weiter aus und ließ es vor allem bergab richtig krachen. Egal ob Trail oder Gestrüpp, egal ob Forstweg oder Straße - mit flinken Schritten lief er zur dritten Staffelübergabe nach St. Veit. Dort übernahm unser Mädel, Sophie Wirnsberger, für die letzten sieben Kilometer und ließ nichts mehr anbrennen. Sie fixierte den Gesamtsieg für unser Team in der Staffel. Dementsprechend haben wir uns über das große "Bschoad"-Packerl bei der Siegererhung gefreut!

Die erfolgreiche Siegerstaffel!

47 Kilometer sind auch viel - Paul hadert mit Schicksal

Nicht optimal gelaufen ist es für unseren Team-Youngster Paul, der zwar für die 84 Kilometer angemeldet war, sich aber während dem Lauf doch für die 47er Strecke entschieden hat. Wie immer ist er mit seinem Vater gelaufen, ein allseits bekanntes Läufer-Duo in der Traillaufszene. Leider machen Paul noch immer die Beschwerden im Fuß zu schaffen. Insofern war die Entscheidung für die kürzere Strecke eine richtige. So bleibt noch volle Motivation für eine solide Regeneration und Vorbereitung auf die nächsten Trails der Saison.

Paul und Sepp mit Fredl bei der Startnummernausgabe!