100er Premiere in kalifornien!

Castle Peak 100

"Ich kombiniere gerne Urlaub mit Sport, also wenn ich schon Langdistanzen in Australien und Neuseeland absolviert habe, warum dann nicht auch meine 100er-Ultratrail-Premiere in Kaliforniern?", das war die Motivation vom STF-Veranstalter Sepp Gruber, beim Castle Peak 100 zu starten!

Zum Glück hatte er über Salomon und Philipp Reiter gute Kontakte und schnell wurde Verbindung zum einzigen in Kalifornieren während dem Urlaub im August stattfindenden 100-KM-Lauf hergestellt.

Was Sepp nach der etwas "mageren Vorbereitung" beim Lauf erlebte, wie sehr im die Temperaturschwankungen zusetzten und warum er bald das Ziel nicht gefunden hätte, könnt ihr in diesem Bericht nachlesen!

Have fun ... and run! #happytrial

 

Schlechte Vorbereitung ... was sollt, der Kopf macht mehr als 50% aus!

Der einzig wirklich gelungene Vorbereitungslauf war der Schwarzach Ultra, der mit seinen steilen Anstiegen nicht dem Höhenprofil vom CP100 entspricht. Danach folgten zwei arbeitssame Eventmonate mit mozart100 und Trumer Triathlon! Die letzte Bestätigung, dass die Vorbereitung nicht ausreichend war, war der GGUT mit einer durchwachsenen Leistung bei der Hitzeschlacht über die 50km (allerdings landschaftlich ein Hammer!). Schließlich waren es insgesamt 48 Laufeinheiten vom 1. Jänner bis 18. August als Vorbereitung - das musste einfach reichen! wink

Angekommen an der "westcoast" stand Akklimatisation im Vordergrund: Hollywoods Studios und Rodeo Drive, Grand Canyon und Hoover Dam, Las Vegas und Death Valley. Zumindest auf die Hitze war ich gut vorbereitet, die 50 °C im Death Valley, der Lauf zum Colorado-River im Grand Canyon und ein Morgenlauf in Las Vegas entlang vom Strip bei 32 °C stimmten mich zuversichtlich - wie gesagt: "mentale Stärke" ist das Um und Auf! Nach vielen Autokilometern und vielen Wow-Momenten waren wir schließlich am Donner Lake angekommen.

Dieser große See liegt genau zwischen Start und Ziel, die nächste große Stadt ist "Truckee", eine richtige Westernstadt. Das ganze Gebiet befindet sich auf einer Meereshöhe von knapp 2.000 Metern, also musste man neben der Hitze auch die Höhe vertragen. Gleich am Parkplatz unserer Unterkunft haben wir Patricia getroffen, die Lady aus San Franzisco ludt und für den Tag nach dem Lauf auf eine Bootstour auf dem Donner Lake ein. Eine zusätzliche Motivation den Lauf zu finishen.

Bevor wir zur Startnummernabholung in das Race Office beim Ziel in der "Sugar Bowl", einem Skigebiet westlich vom Donner Lake, fuhren, begutachteten wir das Startareal. Dort war ein Campingplatz und ein öffentlicher Griller, sonst nichts. Dass hier der Start war erkannte man anhand des Begrüßungsplakates (siehe Bild unten) und dem untägigen Treiben von Peter Fein, dem Organisator, und seiner Mutter. Wir ließen die beiden in Ruhe ihre Vorbereitungen treffen und besichtigen die weiteren Labestationen, bei denen Elfi mich betreuuen durfte und konnte.

Herzlich Willkommen!

Back to the roots - es geht nur ums Laufen!

Angekommen in der Sugar Bowl fanden wir ein Zelt, ein Siegerehrungspodest und zwei Tische vor, an denen die Startnummernausgabe erfolgte. Neben der Startnummer bekamen wir ein Trucker Cap und einen Trinkbecher sowie einen Essensgutschein für nach dem Rennen. Peter war inzwischen nachgekommen und begann mit dem Racebriefing, das in sehr intimen Rahmen abgehalten wurde.

Zu den Eckdaten: genau 100 Kilometer mit etwa 3.900 Höhenmetern, tiefster Punkt etwa 1.800 Meter und höchster Punkt 2.700 Meter. Dazwischen insgesamt zwölf Labestationen von denen nur zwei von außenstehenden Betreuern erreicht werden konnten. Somit stand auch meine Marschroute fest, denn diese beiden Labestationen lagen etwa bei KM 42 und 82. Also zwei Marathons und zum Schluss noch einen knappen Halbmarathon - das sollte zu schaffen sein. Die Temperaturen wurden als warm prognostiziert, wahrscheinlich "heiß" im kalifornischen Sinne. Von den 143 gemeldeten Athleten waren fünf keine Amerikaner, ich der definitiv am weitesten Angereiste, meine "Kollegen" waren aus Kanada, Venezuela und Argentinien!

Nach dem Briefing fuhren wir wieder in die Unterkunft, ich habe die Ausrüstung nochmal kontrolliert, meine Versorgung mit Elfi besprochen und ich früh ins Bett gelegt, denn um 3 Uhr sollte der Wecker läuten.

Peter Fain beim Briefing!

Von der Nacht in den Tag - Start im Licht der Stirnlampen!

Um fünf Uhr sollte der Start erfolgen und da war schon die erste Überraschung: magere 6 °C zeigte das Thermostat an. Somit erwartete mit ein Temperaturunterschied von über 30 °C, eine weitere Challenge mit der ich zurecht kommen musste. Die Startlinie erkannte man nur an der weißen Linie am Asphalt, die Teilnehmer registrierten sich beim Startzelt und pünktlich hörten wir das Startsignal: three - two - one - go! Schon waren die ersten Schritte meines Abenteuers gesetzt.

Blöderweise gab meine Stirnlampe gleich nach 15 Minuten ihren Geist auf, weswegen ich vorzugsweise vor einem Athleten mit einer guten Beleuchtung lief. Dieser Blindflug endete jedoch schon nach etwa 30 Minuten und das Tageslicht erhellte unsere Laufstrecke. Gleich wurde mir klar, dass wir auf einem MTB-Trail liefen, das bedeutet lange, enge und windende Serpentinen mit kaum Höhenmetergewinn. Das war definitiv kräftezehrend und nicht das was ich gewohnt war. Wir mussten uns in ewigen Kurven auf den ersten berg hinaufarbeiten, eine ermüdende Streckenführung.

Dafür umso überraschender das Erlebte bei der ersten Labestation, "The Anmial" genannt. Schon begegnete ich verrückten Amis, die als Dinosaurier, Hirsch und Huhn verkleidet mir Gels und Kohlehydratgestränk (genannt "scratch") reichten. Sowohl bergab als auch bergan hörten die Serpentinen nicht auf. Nachdem ich nach drei Stunden nur Bäume gesehen habe, war ich über das Erreichen der ersten Wiese mit etwas Weitblick heilfroh.

Endlich ein wenig Weitsicht!

Tausche Serpentinen im Wald gegen Hitze mit Aussicht!

Das war das Motto der nächsten Kilometer: entweder etwas Aussicht aber dann gleich mit glühender Hitze oder flache Serptentinen im Wald mit hoher Eintönigkeit. Gleich der Streckenführung war auch meine Motivation wechselhaft, motiviert war ich definitiv im ersten großen Downhill zur ersten Labestation bei der ich Elfi treffen soll. Nach 4 Stunden und 32 Minuten hatte ich den ersten Marathon geschafft, das war schon mal spitze.

Vor dem zweiten Marathon hatte ich allerdings viel mehr Respekt, denn dieser war nur wenig bewaldet und die Labestationen waren deutlich weiter voneinander entfernt. Bezeichnend dafür war die weitest entlegene Labestation, genannt "Devils Oven", bei dem mich das voll motivierte Salomon-Team wieder aufbaute. Zum Glück war der Streckenabschnitt hinauf auf den Castle Peak das landschaftliche Highlight, endlich so laufen wie ich es von zu Hause gewohnt war - und schon war auch die Motivation wieder da!

Zwischen KM 60 und 70 kam allerdings das größte Motivationstief. Weder rauf noch runter, sondern ein flacher Trail im Wald "hin und her". Ich konnte leider nur mehr Gehen, zwar habe ich keine Plätze verloren, aber definitiv meine Motivation. Überhaupt war die Streckenführung nicht unbedingt schlüssig in eine Richtung, sondern durch viele Schleifen gekennzeichnet. Runter zur nächsten Labestation, spricht dem zweiten Treffpunkt mit Elfi, konnte ich es wieder ein wenig laufen lassen. Schließlich bin ich erst nach 11 Stunden und 28 Minuten bei etwa KM 82 angekommen (oje, fast 7 Stunden für den zweiten Marathon!).

Perfekte Labestationen!

Nur Knapp ein Halbmarathon: ein Finish bei Tageslicht ist das Ziel!

Zu Beginn des dritten Abschnittes begleitete mich Elfi, meine Position war gefestigt (etwa um Platz 40), aber zu allem Überdruß knallte ich mit meinem Kopf gegen einen Baum, der in den Weg ragte. Etwas benommen ließ ich mich aber nicht vom Ziel abbringen und - wie sollte es anders sein - schon wieder diese ewigen, nicht-höhenmeter-bringenden Serpentinen auf den letzten Bergkamm.

Zum Glück wurde es etwal alpiner, bei den Palisades gab es einige interessante, steile Passage - endlich wieder mein Terrain. Schließlich machte ich in diesem Abschnitt die 18. schnellte Zeit aller Teilnehmer (verglichen mit dem schlechtesten Streckenabschnitt mit der 45. schnellsten Zeit). Allerdings war die Sonne am untergehen und mein Ziel bei Sonnenlicht zu finishen war gefährdet.

Ab der letzten Labestation bei der Bergstation gab ich nochmal alles, pushte über den Bergrücken und hoffe, dass die Strecke nun direkt hinunter ins Ziel führte! Nein, genau auf die Rückseite des Berges führte der Trial - erneut in ewigen Serpentinen - den Berg hinab. Aber - alles hat ein Ende - ich hörte schon die Partymusik immer näher kommen und ich dachte mir: "Jetzt ist es nicht mehr weit.". Ich folgte dem Downhill der Partymusik entgegen und war vom Zielempfang überwältigt: eine Mitarbeiterin mit einem Glöckchen, keine Musik, ein Zieltor ... und meine Elfi! Das war perfekt!

Die Sprite im Ziel baute mich wieder auf, die Zeit von 15 Stunden und 19 Minuten bedeutete Rang 29 bei den Männern, die Sonne verschwand endgültig hinter den Bergen und ein Gürtel ohne Schnalle war das Finishergeschenk!

Yes, I did it!

Das Resumé: Für meinen Trainingsstatus war die Leistung absolut in Ordnung, obwohl ich mir bei nur knapp 4.000 Höhenmetern eine bessere Zeit gewünscht hätte (Siegerzeit war 11 Stunden 26 Minuten). Den Trail kann ich nur schweren Herzens empfehlen, die Streckenführung (Serpentinen und Schleifen) sind nicht schlüssig. Kalifornien als Trail-Country ist ein absolutes MUSS: Wer kann, soll und muss in diesem Land Trailruns bestreiten. Und ... JA, ich werde es wieder tun - das hat Spaß gemacht und war gar nicht so schlimm wie ich es mir gedacht hatte. DANKE an meine Elfi, die mich perfekt betreut hat und an SALOMON für diese geniale Ultrapremiere! Und ... übrigens: der Kopf macht mindestens 50% aus, wenn nicht mehr!

Die letzten Sonnenstrahlen!

Hardfacts: